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6. RATSCHLAG

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EIN EINFACHER PRAKTIKERANSATZ ERLAUBT EINE GUTE DIVERSIFIKATION IHRES PORTFOLIOS UNTER BEACHTUNG IHRES RISIKOPROFILS

In Kapitel 5 stellen wir Ihnen einen Praktikeransatz vor, nach dem die Bestimmung breit diversifizierter Portfolien auch ohne die komplexen Optimierungsalgorithmen des Markowitzansatzes erfolgen kann.

Ausgangspunkt ist unser zweistufiges Sicherheitsnetz aus Kapitel 3. Dort definieren wir fünf Risikoklassen für alle gängigen Anlageklassen und Finanzprodukte und ordnen diese Ihrem Risikoprofil zu. Anleger mit einem substanzorientierten Risikoprofil sind dadurch auf Anlagen in der Risikoklasse 1 beschränkt, die nur risikolose Finanzinstrumente wie Festgelder und Bundeswertpapiere umfasst. Ertragsorientierte Anleger können hingegen in Wertpapiere bis zur Risikoklasse 2 investieren, die zusätzlich andere Anleihen hoher Bonität und offene Immobilienfonds umfasst. Wachstumsorientierte Anleger investieren bis zur Risikoklasse 3, chancenorientierte Anleger dürfen in der Risikoklasse 4 auch mit Aktien der Schwellenländer und Rohstoffe handeln. (Abschnitt 5.1.2)

Aus der Zuordnung der Risikoklassen der Anlageprodukte zu den Risikoprofilen der Anleger lassen sich mittels einfacher Berechnungen Musterportfolien strukturieren, deren Eigenschaften wir in Kapitel 5 detailliert vorstellen:

Als substanzorientierter Anleger investieren Sie in risikolose Anlagen, die keine nennenswerten Kurs- und Renditeschwankungen aufweisen. Das Kerninvestment substanzorientierter Anleger ist zugleich der Ruhepol des Portfolios: Tagesgeld, Festgeld und nicht-börsengehandelte Bundeswertpapiere. Die Rendite ist, insbesondere die reale Rendite des Portfolios, entsprechend niedriger als die Rendite risikobehafteter Portfolien. Auch substanzorientierte Anleger müssen ihr Portfolio aufmerksam und aktiv begleiten und bei Bedarf anpassen. Besonders sollten sie dabei die Bonitätsrisiken der Banken beobachten. Grundsätzlich sollte das Portfolio aus 40-80% liquiden Mitteln (Kerninvestment) und 20-60% börsengehandelten Bundeswertpapieren bestehen, die bis zur Fälligkeit gehalten werden. (Abschnitt 5.2)

Auch die anderen drei Risikoprofile benutzen in unterschiedlichen Prozentsätzen Anlagen in Staatsanleihen als schwankungsarmes Kerninvestment. Darüber hinaus dienen liquide Mittel zur Feinsteuerung des Risikos und Aktien als Renditetreiber.


Als ertragsorientierter Anleger legen Sie ebenfalls einen Teil Ihres verfügbaren Anlagekapitals in risikolose Anlagen an, während der andere Teil in risikobehaftete Papiere investiert wird. Insgesamt werden Risikoschwankungen von über 10% bei 95% Sicherheitswahrscheinlichkeit nicht akzeptiert. Als Kerninvestment dient eine Anlage in einen Anleiheindex wie den eb.rexx oder iBOXX Overall. Das Portfolio unterliegt zwar nur geringen Renditeschwankungen, es sind allerdings Zinsänderungs- und Bonitätsrisiken zu beachten. Ein typisches Musterportfolio würde zu 25% aus liquiden Mitteln und 75% aus Anleihen bestehen. Immobilieninvestitionen werden für renditeoptimale Portfolien bei der gegebenen Verlusttoleranz nicht unbedingt benötigt. Sie können aus Diversifikationsgründen mit bis zu 20% beigemischt werden. In diesem Zusammenhang verweisen wir auf Kapitel 3 und 6. Denn Immobilien sind zwar schwankungsarm aber nicht ohne andere Risiken. (Abschnitt 5.3)


Als wachstumsorientierter Anleger verfügen Sie über ein erweitertes Spektrum an Anlagemöglichkeiten. Sie haben die Möglichkeit, Wertpapiere mit höheren Risiken zu erwerben, mit maximal 15% Wertschwankung des Gesamtportfolios bei 95% Sicherheitswahrscheinlichkeit. Zum Anleiheindex als risikoarmes Kerninvestment erfolgt eine Beimischung von Aktien aus Industrieländern. Analysiert man Zeiträume zwischen 1988 und 2009, führt die Beimischung der Aktien nur zu einer geringen Renditeverbesserung, wobei das Risiko des Portfolios über die Finanzkrise hinweg relativ unverändert geblieben ist. Andere Zeiträume führen zu besseren Renditen. Ein typisches Musterportfolio würde sich etwa aus 10% liquiden Mitteln, 60% Anleihen sowie 30% Aktien aus Industrieländern zusammensetzen. Die Aufteilung der Anlageklassen im Portfolio bewegt sich dabei in einer Bandbreite von 0-10% liquiden Mitteln, 50-60% Anleihen (einschl. Staatsanleihen), 30-40% Aktien (Industrieländer) und 0-10% Immobilien. (Abschnitt 5.4)


Als chancenorientierter Anleger haben Sie die umfangreichsten Anlagemöglichkeiten. Ihnen stehen Investitionen in Schwellenländeraktien und Rohstoffe offen. Denn Sie akzeptieren Wertschwankungen Ihres Portfolios von bis zu 20% bei 95% Sicherheitswahrscheinlichkeit. Aufgrund der großen Produktpalette haben Sie eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich Ihr Portfolio zusammenzustellen. Ein typisches Musterportfolio könnte sich aus 60% Anleihen, 20% Aktien Industrieländer und 20% Aktien Schwellenländer zusammensetzen. Grundsätzlich sollte es aus Anlagen innerhalb der folgenden Bandbreiten bestehen: 0-10% liquide Mittel, 30-60% Anleihen, 0-20% Aktien aus Industrieländer, 0-30% Aktien aus Schwellenländern, 0-10% Rohstoffe und ebenfalls 0-10% Immobilien. Die Beimischung von Industrieländeraktien, Immobilien und Rohstoffen führt zu keinem „rechnerischen“ Vorteil. Angesichts des Zauberwortes „Diversifikation“ mit den erwiesenen positiven Effekten kann eine breite Streuung der Anlageklassen zwar keinen Renditevorteil aber dennoch einen zusätzlichen Sicherheitsaspekt liefern. (Abschnitt 5.5)

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INDIVIDUELLE ANLAGESTRATEGIEN ENTWICKELN UND ERFOLGREICH UMSETZTEN

Von Jörg Rodenwaldt und Thomas Menzel

Krisensicher Investieren

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